Eckhart Weber ist - bereits seit 1986 - ein Pionier der
Stirlingmotor-Entwicklung. So wird zum Beispiel seine solare
Wasserpumpe mit einer Freikolben-Stirlingmaschine angetrieben, bei der
zwei durch Resonanz gekoppelte Masse-Federsysteme für den
Bewegungsablauf der Kolben sorgen. Die Antriebsenergie liefert über
einen integrierten Kollektor die Sonne, zur Kühlung wird das geförderte
Grundwasser genutzt. Alle Teile der einfachen Konstruktion können in
Dritte-Welt-Ländern gefertigt werden, wofür Weber bereits mehrere
Lizenznehmer gefunden hat.
Der Nürnberger Entwickler und sein Team experimentieren mit weiteren nicht
kinematischen Stirlingmaschinen: Bei dem Linear-Stirlingmotor werden
die Kolben nur durch elektromagnetische Kräfte bewegt; im akustischen
Stirlingmotor geschehen die Expansion und Kompression in einer
Schallwelle, der durch Temperaturdifferenz Energie zugeführt
beziehungsweise entzogen wird.
Doch Webers Hauptinteresse gilt derzeit einem "klassischen" Motor mit
Kolben, die über Pleuel, Kurbelwelle und Schwungrad bewegt werden.
Dieser Sunmachine-Stirlingmotor ist von seinem Konstrukteur Stefan
Viebach so konzipiert, dass er als "stromerzeugende Hausheizung"
wartungsfrei eingesetzt werden kann. Dazu sind die Kolbenringe und
Kolbenflächen aus modernen, trocken laufenden Werkstoffen gefertigt, so
dass der Motor ohne Schmieröl und ohne Ölwechsel auskommt.
Entscheidend ist die niedrige Leistungsdichte des Motors, der mit 750 Umdrehungen
pro Minute bei einem maximalen Arbeitsgasdruck von 30 bar arbeitet.
Theoretisch könnte der Motor mit Luft als Arbeitsgas laufen, doch um
die Lebensdauer der Maschine nicht durch Korrosion zu gefährden, setzt
Weber Stickstoff ein. Dieser wird mit Hohlfaserbündel-Molekularsieben
aus Luft abgeschieden - ein in der Industrie seit Jahren bewährtes
Verfahren. Die ständige Verfügbarkeit des Arbeitsgases, das mit einem
einfachen Kompressor in den Motor befördert wird, macht eine
Leistungsregelung über den Arbeitsdruck sowie den Ausgleich eventueller
Leckverluste möglich. Dies erlaubt auch eine kostengünstige
Konstruktion aus Gussteilen.
Der Expansions- und der Kompressionszylinder sind in einem Winkel von 90°
zueinander angeordnet. Die Pleuel der beiden Kolben in den Zylindern
sitzen auf dem Kurbelzapfen der gemeinsamen Welle des Motors und des
Generators. Der eigens für die Sunmachine entwickelte elektrische
Generator ist in den Druckbereich des Motors integriert und dient mit
seinem Außenläufer als Schwungmasse. Zylinderlaufflächen,
Arbeitsgaskühler und Generator haben Kühlkanäle, die vom Heizungswasser
durchströmt werden, womit die im Motor produzierte Wärme genutzt wird.
Über dem Expansionszylinder ist der ErhitzerkopfWärmetauscher angeordnet,
der dank der niedrigen Leistungsdichte des Motors mit großen
Erhitzerflächen ausgeführt werden konnte. Die Wärme liefern ein Brenner
oder konzentriertes Sonnenlicht. Die vom Arbeitsgas durchströmten
Kanäle im Inneren des Erhitzerkopfes sind Teil des Verbindungsweges
zwischen dem Expansions- und dem Kompressionsraum, in dem auch der
Regenerator und der Arbeitsgaskühler liegen. Der Regenerator, ein
regenerativer Wärmespeicher ("Wärmeschwamm"), entzieht dem Arbeitsgas
Wärme, bevor es in den kalten Kompressionszylinder gelangt, und gibt
diese Wärme zurück, wenn das Gas in den heißen Expansionszylinder
zurückkehrt. Der Regenerator ist entscheidend für den hohen
Wirkungsgrad des Motors.
Erhitzerkopfkanäle, Regeneratorgehäuse, Kühlwasserkanäle und Arbeitsgaskühler sind bei der
Sunmachine konzentrisch um den Expansions- und Kompressionszylinder
angeordnet und in die Gussteile integriert, was die Herstellungskosten
senkt. Diese durch Computersimulationen optimierte Konstruktion ist zum
Patent angemeldet.
Das Ergebnis einer dreijährigen Entwicklungsarbeit, in die Weber mit seinen
Partnern mehrere Mio. DM gesteckt hat, sind die ersten voll
funktionsfähigen, durch ein elektronisches Power-Management-System
gesteuerten Prototypen der Sunmachine. Die Gasvariante mit einer
elektrischen Leistung von rund 3 kW arbeitet mit einem angepassten
Flox-Rekuperatorbrenner der WS-Wärmeprozesstechnik, der mit einer
flammlosen Verbrennung sehr niedrige NOx-Emissionen hat. Die im Brenner
integrierte Luftvorwärmung wird benötigt, um einen hohen elektrischen
Wirkungsgrad der Maschine zu erreichen. Bei dem Prototyp, der mit
Erdgas, Flüssiggas oder Biogas betrieben werden kann, sind es fast 30
Prozent, die durch Optimierungen auf 35 Prozent angehoben werden
sollen. Der Sunmachine-Prototyp hat eine thermische Leistung von 6 kW,
wobei der integrierte Brenner künftig bis 20 kW Wärmeleistung zur
Verfügung stellen kann. Damit ist ein zusätzlicher Spitzenlastkessel
nicht notwendig.
Die äußere Wärmezufuhr des Stirling-Motors erlaubt es, die
unterschiedlichsten Wärmequellen zu nutzen. Zur Prototypreife hat Weber
bereits einen emissions-
armen Holzpellet-Brenner entwickelt. Ein
ebenfalls emissionsarmer Ölbrenner mit einer integrierten
Luftvorwärmung, der dann auch Pflanzenöle verwerten wird, steht noch im
Entwicklungsplan.
Als Prototyp ist bereits eine Sunmachine für Hybridbetrieb verfügbar, bei
der je nach Sonnenstrahlung ein Sonnenspiegel oder ein Erdgasbrenner
die Wärme für den Stirlingmotor liefern. Der vom Weber-Team entwickelte
Parabolspiegel, der je nach Leistungsgröße des Stirling-Motors einen
Durchmesser von 2,5 bis 4 m hat, ist in acht Segmente aus
hochtransparentem, eisenfreiem Solargas aufgeteilt. Sie sind als ein
Blütenkelch angeordnet und werden durch die Elektronik der Sunmachine
dem Sonnenstand nachgeführt. Die zweidimensional gebogenen
Spiegelelemente des Fürther Glasveredlers Flabeg sind dauerhaft mit
Silber verspiegelt und wetterfest versiegelt. Ähnliche Spiegel sind
seit rund 15 Jahren erfolgreich und wirtschaftlich in
Sonnen-kraftwerken in Kalifornien im Einsatz. Die kratzfeste Oberfläche
ist resistent gegen Hagelschlag und würde Wüstensandstürmen widerstehen.
Die Hybrid-Sunmachine ersetzt eine gute Photovoltaik-Anlage, einen modernen
Brennwertkessel sowie sechs Solarkollektoren, hält aber länger und
kostet weniger, rechnet Weber vor. Für die solare und nichtsolare
Version glaubt er, bereits bei kleinen Serien ab 500 Einheiten pro Jahr
einen wirtschaftlich akzeptablen Preis erzielen zu können. Nach Webers
Einschätzung wird der Markt künftig eine Massenfertigung von mindestens
100.000 Einheiten pro Jahr möglich machen.
Doch bevor die Kleinserienfertigung beginnen kann, muss die Sunmachine in
Feldtests ihre Langlebigkeit und Funktionstüchtigkeit beweisen. Weber
hat dazu einen detaillierten, bis 2006 reichenden Entwicklungsplan mit
einem Investitionsvolumen von 12 Mio. DM erstellt, an dessen Ende die
Sunmachine als marktreifes Produkt in Leistungsgrößen von 1, 2 und 4 kWel stehen soll.
Zur Umsetzung benötigt Weber strategische Partner, die sich in dem Markt
der dezentralen Energieversorgung engagieren wollen, sowie
risikobereite, ökologisch interessierte Anleger. Eine Sunmachine GmbH
als Beteiligungsgesellschaft ist bereits gegründet.
(Quelle: http://www.sunmachine.de/)